Ich liebe Mystery-Serien – wie Lost! Die mit Geheimnissen gespickte Geschichte einer Gruppe Überlebender eines Flugzeugabsturzes auf einer seltsamen Insel hat mich damals gepackt wie kaum eine andere Serie vorher. Seitdem wünsche ich mir mehr davon.
Ich weiß, dass manchen von euch das Ende von Lost nicht gefallen hat. Und dass manche Fäden der Story nur ungenügend oder gar nicht aufgelöst wurden. Aber dieses Miträtseln, die teils düsteren Vorgeschichten der Charaktere, die Erzählweise, die bedrohliche Stimmung im Kontrast zur paradisischen Kulisse – das war für mich ganz, ganz großes Serienkino.
Davon wollte ich mehr, aber Lost war zuende. Auf meiner Suche nach Methadon für Lost-Junkies wie mich habe ich inzwischen jedoch einige sehr gute Alternativen gefunden. Exotische Kulissen bekommst du hier zwar leider nicht, aber das Miträtseln in geheimnisvollem Setting haben diese Mystery-Serien alle sehr gut drauf:
Wayward Pines
Als ich das erste Mal von Wayward Pines gehört habe, hat mich die Serie nicht so recht interessiert. Das liegt daran, dass es um einen Agenten geht. Das ist im Allgemeinen nicht so mein Lieblingsgenre. Dann hab ich aber gesehen, dass M. Night Shyamalan einer der Verantwortlichen war. Das änderte für mich alles.
M. Night Shyamalan verdanken wir Mindfuck-Klassiker wie The Sixth Sense und The Village. Dafür steht er definitv auf meiner Liste der coolen Typen. Er ist auch verantwortlich für richtig miese Filme wie Signs. Aber das verzeihe ich ihm. Weil M. Night Shyamalan ein Regisseur ist, bei dem du nie weißt, was du bekommst. Einer der wenigen, die es immer wieder schaffen, mich komplett zu überraschen, wie zuletzt auch mit dem fiesen und fein gemachten The Visit. Wenn also Mr. Super-Twist M. Night Shyamalan eine Mystery-Serie macht, dann schaue ich mir die an.
Das habe ich inzwischen getan, und es hat sich sehr gelohnt. Neben tollen Schauspielern (unter anderem Matt Damon und Juliette Lewis) wartet ein wirklich abgefahrenes Setting in einer äußerst bizarren Kleinstadt, das nach und nach seine Geheimnisse preisgibt und mit einem in meinen Augen sehr gelungenen Twist überrascht. Zudem stellt die Serie genau wie Lost auch gesellschaftliche / philosophische Fragen. Genau mein Ding! Hat bei mir definitiv den Lost-Nerv gekitzelt.
American Horror Story
Die erste Staffel American Horror Story habe ich alleine nachts im Dunkeln auf dem Beamer geschaut. Und es ist das mit Abstand gruseligste Serien-Erlebnis gewesen, das ich bisher hatte. Alleine die Titelcredits haben mir jedesmal eine wohlige Gänsehaut gegeben.
Die erste Staffel erzählt die Geschichte der Familie Harmon, die in ein altes Haus zieht. Wenn du den Namen der Serie betrachtest, wird es dich wohl kaum wundern, dass in diesem Haus so einiges Seltsames vorfällt…
Wie bei Lost, so kannst du dir hier auch am Anfang nicht auf alles einen Reim machen und es passieren mehr und mehr seltsame Dinge. Die Schockmomente halten sich in Grenzen, im Vordergrund steht ein spannendes, unheimliches Szenario – was ich auch bei Lost sehr mochte.
Das Konzept von American Horror Story ist insgesamt sehr ungewöhnlich: Jede Staffel ist eine abgeschlossene Geschichte. Viele der Schauspieler sind danach zwar auch wieder dabei, spielen aber dann andere Rollen. Die Staffeln stehen jeweils für sich. Wenn du also nicht auf mysteriöse Häuser stehst, kannst du es zum Beispiel auch mit einer Irrenanstalt (Staffel 2) oder einem Zirkus (Staffel 4) probieren. Werde ich auch noch machen.
Fringe
Wenn „Lost“-Macher J.J. Abrams bei einer anderen Mystery-Serie an Drehbuch und Regie beteiligt ist und als ausführender Produzent tätig wird – dann bedeutet das erstmal viel Gutes. Deshalb lohnt es sich, „Fringe – Grenzfälle des FBI“ ein paar Stunden Warmlaufzeit zu gönnen. Die braucht es auch, denn am Anfang wirkt die Agenten-Serie, die sich seltsamen Vorfällen widmet, eher konventionell und kommt für meinen Geschmack etwas zäh in die Gänge.
Wie bei Akte X dauert es auch hier eine Weile, bis die Haupthandlung richtig Fahrt aufnimmt. Dann wird es aber erhofft bizarr und die Story um Paralleluniversen nimmt Freunde des Geheimnisvollen mit auf eine spannende Reise. Ich selbst habe mich noch nicht ganz durch die erste Staffel gekämpft, aber einige spätere Folgen im TV gesehen. Seitdem bin ich überzeugt, dass es sich wie bei einigen anderen zäh gestarteten Serien (z.B. der in späteren Seasons grandiosen „Buffy“) absolut lohnt, sich durch den Anfang zu beissen, der Hauptplot sieht super spannend aus. Die rätselhaften Vorfälle rund um FBI-Agentin Olivia Dunham reizen mich auf jeden Fall, der Serie eine echte Chance zu geben.
Twelve Monkeys
Zeit ist ein wichtiges Thema bei Lost. Ich gehe hier nicht ins Detail, um nichts zu spoilern. Ich weiß schließlich selbst, wie es ist, jahrelang mit dem Sichten von Serien hinterher zu hängen. Und ganz gewiss möchte ich niemandem Lost spoilern – sofern das angesichts der Komplexität und der vielen Fäden dieser Serie überhaupt möglich ist.
Jedenfalls: Zeit ist ein wichtiges Thema bei Lost. Und das ist bei Twelve Monkeys genauso. Zwar spielt das Szenario in einer düsteren Zukunft statt auf einem sonnigen Inselparadies. Aber mysteriös ist die Geschichte definitiv. Ein Großteil der Menschheit wurde in unserer nahen Zukunft durch einen geheimnisvollen Virus ausgerottet. Die wenigen Überlebenden in der etwas weiteren nahen Zukunft mobilisieren alles was sie noch haben, um den ehemaligen Häftling James Cole als Versuchskaninchen und Zeitreisenden in unsere Gegenwart zurückzuschicken. Dort soll er die Freisetzung des tödlichen Virus verhindern – hat aber nur sehr wenige Anhaltspunkte, was überhaupt passiert ist…
Es entwickelt sich ein geheimnisvoll verwickelter Plot auf mehreren Zeitebenen, der mich sehr gefesselt hat. Angelehnt ist die Handlung dabei an den gleichnamigen Sci-Fi-Klassiker von Terry Gilliam. Ich kenne den Film – fand die Unterschiede aber weitreichend genug, damit mich die Spannung packen konnte. Die Serie ist also definitiv auch dann empfehlenswert, wenn du den Film schon gesehen hast.
Under The Dome
Bei Stephen-King-Verfilmungen bin ich grundsätzlich immer erstmal skeptisch. Ich mag die Bücher des Horror-Großmeisters sehr gerne, auch wenn sie sich oft sehr gemächlich aufbauen – wenn die Handlung erstmal zu eskalieren beginnt (und das tut sie in Stephen-King-Büchern eigentlich immer), dann sind sie an Spannung kaum zu überbieten. Leider haben es die wenigsten Filme geschafft, ihrer Vorlage gerecht zu werden.
Auch Under The Dome beruht auf einem Stephen-King-Buch, und zwar auf „Die Arena“. Das habe ich ausnahmsweise nicht gelesen. Dadurch konnte ich ganz unbefangen an Under The Dome herangehen. Das Szenario ist ziemlich verrückt und erinnert an den Simpsons-Film: Eine Kleinstadt ist plötzlich durch eine unsichtbare Kuppel völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Woher diese Kuppel kommt? Das ist eines der mysteriösen Geheimnisse, die es zu klären gilt. Aber bei weitem nicht das einzige… und so entfaltet sich, wie bei Stephen King üblich, nach und nach der Mikrokosmos einer Kleinstadt mit all ihren Charakteren, während sich paralell das Unheil zusammenbraut – in diesem Punkt also ganz ähnlich wie bei Lost.
Insgesamt wurden drei Staffeln produziert. Ich habe bisher die erste gesehen und die hat mir viel Spaß gemacht. Hier werde ich definitiv weiterschauen.
Twin Peaks
David Lynch macht reichlich verrückte Filme. Lost Highway oder Mulholland Drive zum Beispiel. Ich muss zugeben, dass ich ihm dabei nicht immer so ganz folgen kann. Die verworrenen Assoziationsstränge sind oft einfach zuviel für mich. Dennoch fand ich die Filme beeindruckend. Sie sind unbequem – aber sie bleiben auf Jahre hinaus im Gedächtnis. Somit ist es kein Wunder, dass auch die von ihm entwickelte Mutter aller Mystery-Serien Twin Peaks allgemein bleibenden Eindruck hinterließ und bis heute als Kult gilt.
Im Mittelpunkt der Serie steht eine Kleinstadt, die ebenfalls „Twin Peaks“ heißt. Dort ist ein Mord geschehen – die hübsche Laura Palmer ist getötet worden. Es besteht der Verdacht, dass ein Serienmörder am Werk war. Und deshalb schickt das FBI den etwas seltsamen Special Agent Dale Cooper in das kleine Städtchen. Dort trifft er auf schrullige Charaktere und merkt, dass einiges ziemlich Myteriöses vorgeht…
Bisher gibt es zwei Staffeln der Serie. Wenn du, genau wie ich, noch gezaudert hast, diesen Klassiker endlich anzusehen, ist jetzt eine gute Gelegenheit: Showtime hat eine neue Staffel produzieren lassen, die 2017 zu sehen sein soll. Also: Jetzt die Vergangenheit aufarbeiten, dann kannst du bei der langerwarteten Fortsetzung zusammen mit allen andern mitfiebern.
The Returned
Die Toten kehren zurück. Aber sie sind keine Zombies. Zumindest nicht solche, wie du sie aus The Walking Dead kennst. Sie kommen einfach zurück nach Hause und wollen ihren Platz unter den Lebenden wieder einnehmen. Und schon bist du mittendrin in „The Returned“ – dem Beweis, dass auch in Frankreich Mystery-Serien produziert werden, die den US-Vertretern in nichts nachstehen. (Nebenbei ist diese französische Serie übrigens besser ist als ihr eigenes US-Remake).
In einem kleinen Bergdorf an einem atmosphärisch in Szene gesetzten Stausee entwickelt sich ein Szenario mit schaurig-mysteriöser Grundstimmung und mit fortlaufender Dauer wird immer unklarer, was es mit dem Ganzen eigentlich auf sich hat. Meisterhaft wird ein höchst geheimnisvolles Setting aufgebaut, bis hin zu einem Staffelfinale, das dich mit offenem Mund und vielen Fragen zurück lassen wird.
Das Gute: Im Gegensatz zum US-Remake wird die hervorragend inszenierte französische Original-Serie fortgesetzt. Die zweite Staffel gibt es seit Oktober 2016 nun auch endlich auf Deutsch. Ich bin gespannt wie es weiter geht!
Feierst du genau wie ich Lost noch bis heute? Oder mochtest du das Ende damals schon nicht? Welche der von mir hier vorgestellten Mystery-Serien kennst du? Und welche kannst du mir zusätzlich empfehlen? Schreib es mir in die Kommentare, ich freue mich riesig über jedes Feedback!
lucidus
super Seite , danke dafür