Die besten Serien sind manchmal die, die bereits eingestellt wurden. Vor allem, wenn sie kurz geraten sind. Keine Frage, auch Game of Thrones oder The Walking Dead sind geniale Serien. Und deshalb zu Recht ein nachhaltiges Vergnügen. Aber eben wirklich nachhaltig: Über viele Jahre hinweg heißt es am Ball bleiben, möglichst die neuen Folgen direkt bei US-Release schauen, um mitreden zu können, von Staffel zu Staffel tiefer in das Serien-Universum eintauchen…
Das macht auch alles viel Spaß. Theoretisch. Wenn du denn die Zeit dafür hättest. Die hast du leider nicht, zumindest nicht so viel davon, dass du mehreren solchen Serien gleichzeitig folgen könntest. Und so geht für Walking Dead dann eben Game of Thrones über die Planke.
Da kann ich ein Lied von singen. Bei TWD bin ich auf dem aktuellen (deutschen) Stand und freue mich immer schon monatelang vorher auf neue Folgen. Bei Game of Thrones, das ich wirklich genial fand, habe ich nach der viel zu spät geschauten Staffel eins jetzt schon zwei Jahre „pausiert“. Ähnlich sieht es bei American Horror Story aus, obwohl ich die erste Staffel übertrieben gut fand und sie vorbildlich gebingewatched habe damals.
Womit wir beim Thema wären: Das gute alte Bingewatching. Am Freitagabend mit Folge eins beginnen, und Sonntagabend bist du durch. Mit der Staffel. Achievement unlocked. Als Schüler hättest du dir gesagt: „Geil, war super. Der Cliffhanger hat mich voll mitgenommen. Nächstes Wochenende geht es mit der nächsten Staffel weiter.“
Als Erwachsener würdest du das jetzt auch gerne sagen. Kannst du aber nicht. Zuviele Verpflichtungen, Leidenschaften, To-Dos. So wenig Zeit. Und deshalb kommt die nächste Staffel dann vielleicht in einem halben Jahr dran. Oder in einem ganzen. Was, schon wieder 15 Monate rum? Wie hieß doch gleich der Hauptcharakter und warum war er dir doch gleich so sympathisch? Hmm. Nochmal von vorne anfangen? Ach nö! Dann lieber eine andere Serie. Hat sich ja schon wieder einiges angetürmt…
Kommt dir bekannt vor? Ja, mir auch 😉 Und deshalb habe ich Serien schätzen gelernt, die nach einer Staffel abgesetzt wurden. Nur die guten davon, natürlich. Vieles war auch einfach schlecht und wurde völlig zu Recht versenkt. Aber nicht alles. Diese raren Perlen gilt es zu finden. Und dann winkt der Genuss: An einem einzigen Wochenende die gesamte SERIE durchschauen. Freuen. Abhaken. Eine weitere Staffel wird es nie geben. Kein Druck. Kein schlechtes Gewissen.
Das klingt gut für dich? Dann habe ich hier was für dich: Fünf der besten Serien mit garantiert nur eine Staffel, die ich für dich geschaut und für absolut gut befunden habe:
Terra Nova: Dinos und Zeitreisen
Es ist ziemlich einfach, mich glücklich zu machen. Ein Weg dazu ist es, Dinosaurier und Zeitreisen gemeinsam in eine Serie zu packen. Terra Nova weiß eben, wie man mein Interesse weckt! Die Handlung konzentriert sich auf die Familie Shannon, die ein ziemlich unglückliches Leben in einer dystopischen Zukunft des 22 Jahrhunderts führt. Die Regierung hat allerdings ein interessantes Projekt am Laufen: Mittels einer entdeckten Anomalie können kleinere Gruppen Menschen in die Kreidezeit zurück transportiert werden, fern der in der Zukunft allgegenwärtigen Umweltzerstörung. Familie Shannon zieht es dorthin. Und so finden sie sich als Pioniere in einer eigentlich lange vergangenen Zeit wieder – ihrer Zukunft.
Mir hat die Serie viel Spaß gemacht. Schade, dass es nur zu einer Staffel gereicht hat. Die ist aber immerhin recht solide abgeschlossen worden. Die Welt hätte zwar noch viel Stoff für weitere Staffeln geboten – aber du hast trotzdem am Ende das befriedigende Gefühl, eine runde und sinnvoll abgeschlossene Geschichte gesehen zu haben.
The Event: Aliens vs. USA
Die Aliens sind unter uns! Und sie streben nach jeder Menge Einfluss im öffentlichen Leben. Nur blöd, dass sie aussehen wie du und ich. Wem kannst du da noch vertrauen? Willkommen im Szenario der Sci-Fi-Serie “The Event”. 1944 sind Aliens in Alaska notgelandet und wurden prompt weggesperrt. Natürlich wurde das gegenüber der Allgemeinheit verheimlicht. Ungünstig: Die Aliens entkommen später. Und unterwandern geschickt die Gesellschaft. Der amerikanische Präsident Elias Martinez bekommt das spitz und will das Volk informieren. Das ist aber nicht so einfach, denn schnell merkt er, dass die Verstrickungen bereits sehr weitreichend sind – und einflussreiche Leute etwas dagegen haben, dass er die Geheimnisse offen legt…
Sehr spannendes Serienvergnügen – allerdings verabschiedet sich “The Event” mit vielen Geheimnissen, die niemals mehr aufgeklärt werden.
Dark Skies: Verschwörungen deluxe
Und nochmal Aliens! Das Szenario von “Dark Skies” ist dem von “The Event” gar nicht mal so unähnlich: Die Vorfälle um einen vermeintlichen UFO-Absturz in Roswell waren real. Und das hatte dramatische Auswirkungen. Denn die Geschichtsbücher schildern zwar reale Ereignisse. Die verschweigen aber, welchen Einfluss die Aliens jeweils darauf hatten. Und so gehen wir gemeinsam mit zwei Agenten auf eine Reise durch die amerikanische Geschichte, und erfahren die wahren Begebenheiten. Verschwörungstheoretiker feiern diese Serie sicher noch heute. Aber auch wenn man nicht zu diesem Lager gehört, ist das Konzept pfiffig und spannend umgesetzt.
Die Serie ist allerdings schon etwas älter, aus den späten 90er Jahren. Der Hype um “Akte X” hatte damals Mystery-Serien einen großen Schub gegeben, davon profitierte unter anderem “Outer Limits” – und eben “Dark Skies”. Ich fand diese Serie damals die beste, tatsächlich sogar vor den Abenteuern von Scully und Mulder. Geplant war eigentlich, eine komplette Reise von den 60er Jahren bis in die damalige Gegenwart zu unternehmen. Leider wurde die vielversprechende Serie aber nach nur 19 Folgen eingestellt. Somit gibt es nur die Jahre zwischen 1960 und 1970 zu sehen. Trotzdem empfehlenswert!
Flash Forward: Ohnmacht und Visionen
Dass diese Serie nicht weitergeführt wurde, treibt mich bis heute in den Wahnsinn. Seit Lost habe ich keiner Auflösung mehr so entgegengefiebert. Ob diejenige von Lost am Ende befriedigend war, darüber lässt sich wunderbar streiten. Viel schlimmer ist aber die von Flash Forward – es gibt ganz einfach keine. Und das ist richtig fies, denn die Idee und Handlung sind super spannend: Eines schönen Tages im Oktober 2009 fallen alle Menschen weltweit in Ohnmacht. Zeitgleich. Alle. Menschen. Weltweit. Für genau 137 Sekunden. Alle sehen in dieser Zeit ihre Zukunft, und zwar genau vom 29. April 2010 um 22:00 Uhr.
Du warst gerade beim Autofahren, als du in Ohnmacht gefallen bist? Tja, Pech gehabt, Das erklärt das Fiasko da draußen. Wie viele wohl tot sind? Und was hat es mit den Visionen auf sich? Wahr? Oder Hirngespinst? Und wenn wahr – sind sie unabänderlich? Oder kannst du noch intervenieren? Und was, wenn du am 29. April 2010 um 22:00 Uhr nur Zähne putzen bist? Ist doch super! Manch einer mit düsteren oder geheimnisvollen Bildern würde sicher gerne mit dir tauschen…
Du siehst: Ein packendes und sehr spannendes Szenario. Mir ging es so, dass ich die Staffel komplett weggesuchtet habe, weil ich immer mehr erfahren wollte. Und am Ende ließ mich die Serie ohne Antworten zurück.
Aber, mega: Bei der Recherche für diesen Blogpost habe ich gerade eben entdeckt, dass die Serie auf einem Roman von Robert J. Sawyer beruht. Vielleicht hat er ja die Auflösung parat, auf die ich so gehofft hatte? Das Buch werde ich mir definitiv besorgen!
Willkommen im Leben: Claire Danes und Jared Leto im Grunge-Zeitalter
Alle Jungs haben Angela Chase geliebt. Und alle Mädchen Jordan Catalano. Ich war auch ein Junge – deshalb fand ich Angela toll und wollte sein wie Jordan. Das ist auch kaum verwunderlich, denn die beiden wurden von zwei späteren Top-Stars gespielt: Claire Danes und Jared Leto. Claire Danes hat unter anderem mit „Romeo & Julia“ und „Homeland“ Hits gelandet, Jared Leto hat in Filmen wie „Fight Club“ und „American Psycho“ gespielt, sich später einen Oscar gekrallt und darf mittlerweile sogar den Joker in den aktuellen DC-Kinohits mimen. Das war damals noch nicht abzusehen. Aber beide waren, genau wie der restliche Cast, bereits brillant.
Die Highschool-Serie schafft es wie keine andere, den Geist der frühen 90er authentisch einzufangen. Letztlich geht es nur um die üblichen Probleme des Erwachsenwerdens. Aber selten hat mich eine Serie so sehr berührt. Das liegt auch daran, dass ich damals selbst in diesem Alter war. Aber auch aus heutiger Sicht macht die Serie mit ihren 19 Folgen dank ihrer tollen Atmosphäre und hervorragend ausgearbeiteten Charakteren noch immer viel Spaß. Grunge, die Hippie-Freundin, der coole unnahbare Musiker, Partys, Probleme, gefärbte Haare. Toller Soundtrack. Großes Serien-Kino.
Was für dich dabei? Dann viel Spaß beim Schauen! Vor einer Sache muss ich dich allerdings warnen: Die zu früh abgesetzten Serien hinterlassen dich oft mit wirklich fiesen Cliffhangern und ganz sicher mit einem brennenden Gefühl, eine Petition einreichen zu wollen, die eine Fortsetzung fordert. Oder gleich was in die Richtung zu kickstarten oder so. Denn du willst verdammt nochmal wissen, wie es weitergeht!
Aber: Das geht vorbei. Stell dir vor, es gäbe diese zweite Staffel, die du dir in dem Moment so wünschst. Dann könntest du gleich nächstes Wochenende weiter… Ach nee, ginge ja eh nicht. Keine Zeit. Erst in ein paar Monaten wieder. Und bis dahin hättest du den Cliffhanger eh schon wieder vergessen. Das kannst du auch so haben. Nur ohne schlechtes Gewissen.
Welche Serien, die du eigentlich gut fandest, hast du aus Zeitgründen nie angefangen oder auf unbestimmte Zeit „pausiert“? Schreib es mir in die Kommentare!
Und weißt du noch andere Serien mit nur einer Staffel, die du empfehlen kannst? Dann immer her damit!