Strategische Brettspiele wie Risiko – nur besser! Meine Top-Alternativen
„Ah, du spielst Brettspiele – wie Risiko?“
Du glaubst nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe, wenn ich von meinem Hobby erzähle.
Mein erster Reflex ist dann immer, zu antworten: „Nein, nicht wie Risiko!“
Warum? Weil ich kein so großer Fan von Risiko mehr bin, seitdem ich bessere Alternativen im Bereich der strategischen Brettspiele kennengelernt habe. Alternativen, die die zweifellos vorhandenen guten Aspekte von Risiko in rundere, aufregendere, spannendere, zeitgemäßere Spiele integriert haben und die negativen Elemente weggelassen haben.
Aber eigentlich denke ich, ich müsste künftig offener darauf reagieren. Und antworten: „Ja, genau – strategische Brettspiele, wie Risiko. Nur mit ein paar zusätzliche Extras.“ Denn im Grunde dürfen wir von Dekaden des Zockens gegerbten Spieler uns freuen, dass uns Menschen mit Interesse begegnen, und dass diese immerhin mit bekannten Brettspielklassikern vertraut sind. Das ist doch schon mal eine gute Ausgangsbasis, von der wir starten können. Wohin? In die bunte Welt der noch besser gelungenen Gesellschaftsspiele.
Wenn also jemand zu uns kommt, und uns offenbart, dass er zumindest Risiko kennt – dann nehmen wir ihn doch einfach mal mit in unsere Brettspiel-Hobbywelt. Und zeigen ihm Brettspiele wie Risiko – nur in besser.
Welche das sein könnten? Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Und hier einige Tipps zusammengetragen – meine Empfehlungen für die besten strategischen Brettspiele im Stile von Risiko.
Vielleicht bist du aber ja auch hier, weil du Risiko liebst. Dann will ich es dir auf keinen Fall madig machen. Ich freue mich über jeden einzelnen, der dieses Hobby lebt. Aber dann ist diese Liste hier erst recht für dich gemacht. Denn hier findest du noch mehr von der Art an Spielen, die du feierst. Und vielleicht ist ja dein neues Lieblingsspiel darunter. 🙂
Wallenstein
„Wallenstein“ führt dich ins Jahr 1625. Der Dreißigjährige Krieg tobt. Militärische Anführer wie Gottfried Heinrich zu Pappenheim oder Albrecht von Wallenstein geben zu dieser Zeit den Ton an – daher auch der Name des Spiels. Die Jungs kämpfen um Ländereien, die Ausweitung ihrer Territorien – und generell um diverse Vorteile für sich selbst.
Das Spiel strotzt nur so vor interessanten Mechanismen. Hervorzuheben sind dabei vor allem der „Würfelturm“ und die verdeckte Programmierungen von Zugsequenzen. Aber eins nach dem anderen. Erstmal was zum generellen Ablauf.
Eine Partie dauert zwei Spieljahre, die sich in die einzelnen Jahreszeiten aufgliedern. Jede dieser Jahreszeiten ist eine eigene Spielrunde. Dafür werden die gesamten mögliche Aktionen als Karten ausgelegt. Jeder Spieler ordnet diesen dann verdeckt eigene Ländereien zu (oder leere Karten). Danach werden die Aktionen der Reihe nach ausgeführt. Das erfordert ein hohes Maß an Vorausplanung. Zum Beispiel kann es sein, dass du ein Land für die Kornernte auserkoren hast, aber vorher noch eine Kampfrunde kommt. Was machst du, wenn dein kriegslüsterner Nachbar deinen Grund und Boden erobert hat, bevor es zur Ernte kommt? Wenn dir das Land nicht mehr gehört, bekommst du natürlich auch kein Getreide. Also doch lieber im Hinterland ernten, auch wenn der Boden dort nicht so fruchtbar ist? Oder das Risiko eingehen? Du siehst, es warten eine Menge interessanter Entscheidungen!
Und überhaupt, die Kämpfe: Hier hat sich der Autor des Spiels, Dirk Henn, eine interessante Lösung einfallen lassen, um in der einzelnen Schlacht spannende Glückselemente zu erhalten, über das Spiel gesehen aber wieder einen Ausgleich für Pechmomente zu schaffen. Vorhang auf für den Würfelturm!
Der Turm hat mehrere schiefe Ebenen mit einzelnen Plateaus dazwischen und einer kleinen Wanne unten am Ausgang. Oben werden die Truppen in Form von kleinen farbigen Klötzchen reingeworfen. Die Bauweise des Turms sorgt dafür, dass nur ein Teil davon unten ankommt. Das ist dann das Ergebnis der Schlacht. Wenn du also sechs Figuren reinschmeißt, aber vier davon im Turm hängen bleiben, kannst du trotz Übermacht verlieren, wenn die drei Truppen deines Gegners alle durchkommen.
Der eigentliche Clou: Die restlichen Figuren bleiben im Turm. Und in den kommenden Schlachten fallen sie mit raus. Wenn sie dann unbeteiligt sind, weil du gerade gar nicht mitkämpfst, werden sie beim nächsten Mal wieder mit reingeworfen. Und so gleicht sich dann alles aus – wenn du ein paar Mal Pech hattest, ist der Turm gespickt mit deinen Figuren und du hast schnell eine potente Armee auf dem Schlachtfeld, auch wenn du nur wenige Figuren auf dem Plan hast. Wenn du anfangs eher Glück hattest, hast du diese Rückversicherung nicht. Eine geniale Lösung, finde ich!
Falls du dir das Spiel holen willst, empfehle ich dir die zweite Auflage von 2012 oder die Big Box. Die Erstauflage war ebenfalls sehr gut, aber die neueren Editionen beinhalten Erweiterungen. Dadurch bekommst du noch mehr Möglichkeiten.
Für mich persönlich ist Wallenstein die beste Risiko-Alternative, die ich bisher gespielt habe. Elemente wie der erbitterte Kampf um Ländereien und die packenden Glückssituationen in der Schlacht wurden übernommen, dabei aber verfeinert und mit weiteren spannenden Elementen wie den vorausgeplanten Zügen erweitert. Für mich ein ganz großer Wurf und sehr weit oben in der Liste meiner Lieblingsspiele.
Wallenstein. Von Queen Games. Für 3 bis 5 Spieler (am besten mit 5). Ca. 120 bis 150 Minuten Spieldauer.
Shogun
Der Abschnitt über Wallenstein kam dir lang vor? Dann gibt es hier den Ausgleich, in aller Kürze. Denn Shogun ist wie Wallenstein. Nur in Japan. Also wirklich genauso, denn es ist vom gleichen Autor und dem gleichen Verlag. Shogun ist einfach eine andere Variante von Wallenstein, die spielerisch gleich ist, aber mit einem anderen Thema ausgestattet wurde.
Wenn dir die asiatische Kultur also mehr liegt als der Dreißigjährige Krieg, kannst du auch hier zugreifen. Unterschiede entstehen zwischen diesen beiden Strategiespielen nur durch die verschiedenen geografischen Merkmale der Regionen, die sich natürlich auch im Spielplan widerspiegeln.
Ich habe beide Spiele, Wallenstein und Shogun, zocke aber eigentlich immer nur Wallenstein. Aber das ist tatsächlich nur Geschmacksache, Shogun ist genauso vorbehaltlos zu empfehlen.
Shogun. Von Queen Games. Für 3 bis 5 Spieler (am besten mit 5). Ca. 120 bis 150 Minuten Spieldauer.
Sid Meiers Civilization: Das Brettspiel
Wenn du ab und zu auch PC-Spiele zockst, muss ich dir wahrscheinlich nicht erzählen, wer Sid Meier ist. Und schon gar nicht, was Civilization ist.
Aber vielleicht bist du ja was Spiele angeht wirklich nur analog unterwegs. Deshalb hier die Kurzfassung: Sid Meier ist der Schöpfer gleich mehrerer sehr erfolgreicher Computerspielereihen, die zum Teil seit vielen Jahren immer wieder neue Fortsetzungen erhalten. Die erfolgreichste davon ist Civilization. Du spielst darin ein Volk von der Frühzeit an und erfindest Waffen, zivile Errungenschaften, Staatsformen. Bis du eines Tages sogar das Weltall eroberst. Vorher stehen aber natürlich Diplomatie oder kriegerische Auseinandersetzungen mit der Nachbarschaft genauso wie der Ausbau deiner Städte und deiner Infrastruktur auf dem Programm.
Und genau darum geht es logischerweise nun auch im Brettspiel. Übrigens waren hier die PC-Spiele zuerst da, es handelt sich also sozusagen um eine „Verbrettung“, analog zur sonst häufigeren „Versoftung“ 😉
Das Brettspiel von Kevin Wilson ist stark von Sid Meiers legendärer Gamesreihe beeinflusst. Auch hier sind die Spieler mit der Aufgabe konfrontiert, eine komplette Zivilisation durch die Zeitalter zu führen, dabei Technologien, Wirtschaft, Kultur und Militär zu entwickeln und alle wichtigen Entscheidungen diesbezüglich zu treffen. Es gibt verschiedene Wege zum Erfolg – und alle sind steinig.
Los geht es mit einer einzigen Stadt, einer einzelnen militärischen Einheit und einem einzelnen Scout. Von da aus ist es deine Entscheidung, wo die Reise auf dem modularen Spielplan hingeht.
Ich selbst bin leider noch nicht in den Genuss gekommen, das Spiel zu zocken und mir eigene Strategien auszudenken, aber es ist eine Legende. Was ich so gehört habe, ist „abendfüllend“ eher eine niedliche Untertreibung für dieses Epos. Vielleicht einer der Gründe, warum ich noch nicht dazu gekommen bin, es mal irgendwo zu spielen. Es klingt aber super und wird durchgehend gut bewertet.
Ich selbst werde das Civilization-Brettspiel definitiv noch in Angriff nehmen. Hast du es eventuell, spielst ab und zu und wohnst in Berlin? Dann schick mir gerne ne kurze Nachricht und ich komme gerne vorbei und spiele mit 🙂 Bis dahin werde ich mich weiterhin Civiilization am PC widmen. Ich hab mir gerade erst die Komplettversion von Civilization V geholt und muss da noch einiges aufarbeiten…
Sid Meiers Civlization: Das Brettspiel. Vom Heidelberger Spieleverlag. Für 2 bis 4 Spieler (am besten mit 4). Ca. 180 bis 240 Minuten Spieldauer.
Der Eiserne Thron: Das Brettspiel
Also erstmal: Ich finde Game of Thrones bisher großartig. Aber ich hänge bei der Serie aktuell weit, weit hinter dem aktuell Stand zurück. Deshalb mache ich eigentlich einen großen Bogen um alles, was nach GoT riecht, um mich nicht hart zu spoilern. Und das ist bei dem Buzz um diese Serie wirklich eine Herausforderung…
Trotzdem hat ein Spiel zu dieser Buch- und TV-Serie natürlich einen hohen Reiz. Für mich auf jeden Fall. Und für echte Hardcore-Fans der Vorlage natürlich erst Recht. Und da die Spielmechaniken dieses strategischen Brettspiels recht ähnlich wie bei Risiko sind, darf der Titel hier selbstverständlich nicht fehlen.
König Robert Baratheon ist tot. Und Westeros rüstet sich für die Schlacht. Drei bis sechs Spieler schlüpfen in die Rollen der Häuser von Westeros und kämpfen um die Vorherrschaft um den Eisernen Thron – sowohl durch Krieg als auch durch Diplomatie. Denn nicht immer sind gezückte Schwerter die beste Waffe, manchmal sind es auch warme Worte…
Jede Runde des Spiel besteht aus drei verschiedenen Phasen:
Am Beginn steht die Westeros-Phase. Hier werden Ereignisse aufgedeckt. Es zeigt sich, wie weit die Wildlinge vorrücken und es treten Events wie Truppenverstärkungen oder Versorgungsphasen ein.
Am interessantesten ist vermutlich die Planungsphase. In dieser ordnest du deinen Einheiten geheime Befehle zu. Hier kommen Diplomatie und weises Vorausschauen zum Einsatz. Kannst du deinen Allianzen trauen? Bist du selbst vielleicht derjenige, der die anderen hintergehen wird? Du kannst mit deinen Mitspielern nämlich alle möglichen Abmachungen treffen. Aber diese sind niemals bindend…
Während der Action-Phase werden schließlich die geplanten Aktionen dann umgesetzt – und es kommt zu Schlachten, zu Überfällen und Einmärschen.
Wenn du dir das Spiel holen möchtest, empfiehlt sich die zweite Edition. Hier sind die Regeln aktualisiert, die Grafik wurde überarbeitet und es sind Elemente aus den Erweiterungen enthalten.
Ich selbst bin noch nicht in den Genuss gekommen, das Spiel zu zocken. Neben meiner Spoiler-Phobie liegt das auch daran, dass ich niemanden kenne, der das Game besitzt und dass die mehrstündige Spielzeit sehr ausladend ist. Dennoch klingt das Spiel sehr spannend und fordernd und hat exzellente Bewertungen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich definitiv in die Schlacht um den Eisernen Thron einsteigen.
Der Eiserne Thron: Das Brettspiel. Vom Heidelberger Spieleverlag. Für 3 bis 6 Spieler (am besten mit 6). Ca. 120 bis 240 Minuten Spieldauer.
Kemet
Ab geht es ins alte Ägypten! In Kemet übernimmst du das Kommando über die Truppen eines ägyptischen Stammes und nutzt die mystischen Kräfte der antiken ägyptischen Gottheiten und ihrer kraftvollen Armeen für dich. Das Ziel: Punkte sammeln in glorreichen Schlachten und durch die Eroberung wohlhabender Regionen.
Siegpunkte holst du dir durch die Kontrolle von Tempeln und Pyramiden, durch Opfer an die Götter und durch bestimmte magische Kräfte – und natürlich durch die erwähnten glorreichen Kriege. Die Kämpfe werden übrigens durch ein Kartensystem ausgetragen.
Das Spiel ist in Tages- und Nachtphasen aufgeteilt. Tagsüber kannst du Aktionen aus deinem Spieltableau auswählen und direkt umsetzen. Wenn jeder Spieler fünfmal dran war, wird es Nacht. In dieser Phase bekommst du Gebetpunkte durch deine Tempel, ziehst Karten göttlichen Einflusses und bestimmst die Zugreihenfolge, bevor die Sonne wieder aufgeht.
Aber ich will hier gar nicht so sehr ins Detail gehen. Denn ich habe das Spiel zwar schon in den Händen gehalten, die hübschen Miniaturen bewundert und in der Anleitung geblättert. Aber gespielt habe ich es noch nicht. Wir haben uns an den betreffenden Abenden dann doch immer wieder für Agricola entschieden. Das habe ich auch nie bereut, denn ich liebe Agricola, es ist eines meiner Lieblingsspiele. Trotzdem lässt mich Kemet schon nach dem kurzen Kontakt nicht mehr los, es hat mich sehr neugierig gemacht und sieht spitzenmäßig aus. Die Wertungen bei Boardgamegeek etc sind auch sehr hoch. Das weckt erst recht die Lust zum Zocken.
Das Exemplar von Kemet, das ich in den Fingern hatte, gehört einem meiner besten Freunde. Leider wohnt er mehrere hundert Kilometer von mir entfernt und wir sehen uns nur so zweimal im Jahr. Das nächste Mal an Weihnachten. Ich bin guter Dinge, dass Kemet dann endlich dran ist. Aber vielleicht spielen wir auch einfach wieder Agricola… 😉
Kemet. Von Matagot. Für 3 bis 5 Spieler (am besten mit 4 oder 5). Ca. 90 bis 120 Minuten Spieldauer.
Small World
Willkommen in der „kleinen Welt“! Die „Small World“ ist einfach nicht groß genug, um allen Platz zu bieten. Und deshalb kämpfen die Spieler darum, strategisch Gebiete zu erobern und zu kontrollieren.
Angesiedelt ist das Ganze in einem Fantasy-Setting. Das heißt, dass es hier nicht um reale Truppen wie in Risiko geht, sondern dich stattdessen Völker wie Zwerge, Amazonen, Orks, Zauberer, Riesen erwarten – oder Menschen, die es natürlich auch gibt. Egal, für wen du dich entscheidest – deine Aufgabe wird es sein, deine Truppen schlau einzusetzen, dir Territorien zu sichern, angrenzende Ländereien zu erobern, und deine Kontrahenten aus der kleinen Welt zu vertreiben.
Du suchst dir aus 14 verschiedenen Fantasy-Rassen und 20 unterschiedlichen Sonderkräften deine Kombination aus und setzt dann alles daran, dein Königreich auszuweiten. Dass das häufig auf Kosten deiner Nachbarn geht, erklärt sich von selbst…
Das führt zu viel Spaß, aber du brauchst dafür die richtige Spielrunde. Denn wie immer, wenn es direkte Kämpfe gibt und sogar Spieler komplett ausscheiden können, sorgt da bei vielen Zeitgenossen nicht nur für gute Laune. Tatsächlich hatte ich einen der schlimmsten Streits, die ich je bei einem Brettspiel hatte, bei „Small World“. Wir haben bestimmt zwanzig Minuten gestritten und einer der nicht am Disput beteiligten Freunde hat uns heimlich dabei gefilmt, um es seiner Freundin zu schicken. Zum Glück hat er es nicht bei Youtube hochgeladen 😀 Jedenfalls – trotz solcher legendären Erlebnisse, mag ich das Spiel trotzdem. Oder vielleicht sogar gerade deswegen? Solche Reaktionen kann schließlich nur ein Spiel auslösen, das dich emotional voll mitnimmt!
Small World. Von Asmodee / Days of Wonder. Für 2 bis 5 Spieler (am besten mit 4). Ca. 45 bis 90 Minuten Spieldauer.
Risiko: Evolution
Hatten wir das Thema Spoiler nicht eben schon bei Game of Thrones? Ja, hatten wir. Aber da ging es um Spoiler zum Franchise ansich, also vor allem zur Serie. Hier aber haben wir ein Brettspiel, bei dem du jeden Spoiler vermeiden solltest. Und natürlich wird hier auch nicht gespoilert.
Ein Brettspiel mit Spoilergefahr? Wie soll das gehen?
Ganz einfach: Risiko: Evolution ist ein Spiel, das du nur einmal im gedachten Umfang spielen kannst. Es folgt einer Kampagne. Du und deine Spielrunde werden sich mehrere Abende treffen und das Spiel durchzocken. Genau so, wie man eine Serie durchguckt. Und auf dem Weg dorthin werdet ihr – OMG – das Spielmaterial teilweise zerstören 😮
Mir als Sammler stellen sich bei der Idee immer noch die Nackenhaare auf. Aber genau dieser ungewöhnliche Mechanismus bringt eben auch ein ungewöhnliches Spielerlebnis mit sich.
Im Kern ist das Spiel immer noch Risiko, mit ein paar Veränderungen. Du und deine Mitspieler kontrollieren Regionen und Länder auf einer Weltkarte. Und wie gewohnt wirfst du die Würfel um deine Gegner von der Bildfläche zu pusten und /oder Siegpunkte zu sammeln.
Was das Spiel aber aufregend anders macht, ist Folgendes: Das Spiel verändert sich mit der Zeit durch die Entscheidungen, die ihr am Spieltisch trefft. In jeder Partie sucht ihr euch eine von fünf Fraktionen aus. Diese haben jeweils eigene Figuren – und eigene, sich unterscheidende Regeln. Ihr müsst euch für eine Auswahl dieser Sonderregelungen entscheiden – und die anderen vernichten. Ja, vernichten. Sie kommen aus dem Spiel. Für immer. Ab in den Müll damit.
Dieser Ansatz zieht sich durch das komplette Spiel. Manche Änderungen sind nur vorübergehend. Aber viele sind es nicht. Sie sind permanent. Ihr verändert das Spiel durch die Art, wie ihr es zockt. Sogar das Heft mit den Spielregeln ist so gestaltet. Inklusive leere Seiten, für eure Ergänzungen.
Ein weiterer Clou: Enthalten sind mehre verschlossene Päckchen mit Erweiterungen, die zu bestimmten Zeitpunkten zum Einsatz kommen und geöffnet werden. Das Spiel wächst dadurch zusätzlich zu euren eigenen Entscheidungen und entwickelt sich.
Am Ende steht durch die zerstörten Karten und die hinzugekommenen Ergänzungen dein eigenes Risiko-Spiel. Customized durchs Zocken. Auch wenn die Kampagne nach 15 Partien durch ist, ist das Game also noch spielbar.
Hier handelt es sich also genaugenommen nicht um ein „Brettspiel wie Risiko“. Sondern um Risiko selbst. Aber in einer spannenden neuen Variante. Wenn du also die genannten Alternativen (für mich überraschend) nicht so interessant finden solltest und innerlich schon entschieden hattest, doch lieber beim Original zu bleiben – dann hast du mit Risiko: Evolution auf jeden Fall eine coole neue Form, den Klassiker neu zu erleben.
Risiko: Evolution. Von Hasbro. Für 4 bis 5 Spieler (am besten mit 5 – und zwar immer den gleichen!). Ca. 60 Minuten Spieldauer pro Partie.
Strategische Brettspiele wie Risiko – mein Fazit
Risiko ist für einen Brettspiel-Klassiker kein schlechter Titel. Monopoly ist z.B. in meinen Augen deutlich schlechter gealtert. Aber so wirklich frisch fühlt sich Risiko naturgemäß trotzdem nicht mehr an. Ist auch kein Wunder, das Spiel hat schon knapp 60 Jahre auf dem Buckel.
Dennoch macht es (spielübergreifend) nach wie vor großen Spaß, mit Freunden am Tisch zu sitzen, ihnen die Einheiten auf den Hals zu hetzen und ihnen die Ländereien zu klauen. Wenn es andersherum läuft, hört der Spaß natürlich auf 😉
Generell ist eine der grundlegenden Spielmechaniken von Risiko und allen ähnlichen Spielen nur was für Leute, die entweder nicht gleich ausflippen oder nicht besonders nachtragend sind. Die direkte Konfrontation mit den Gegnern kann nicht jeder gut ab. Und wenn sich mehrere gegen einen verbünden, ist das schon manchmal bitter. Man muss dann auch bereit sein, notfalls die nächsten zwei Stunden mit einem guten Buch oder vor der Playstation zu verbringen, falls man erfolgreich ausgelöscht wurde und die anderen den Sieger ausfechten. „Player Elimination“ nennt sich der Fachausdruck für diesen Teil der Spielmechanik und es hat gute Gründe, warum der in den gängigen Familienspielen in der Regel nicht zum Einsatz kommt…
Trotz der Streitereien, die das manchmal mitbringt, zocke ich solche strategischen Brettspiele im Stil von Risiko von Zeit zu Zeit immer wieder gerne. Und du wahrscheinlich auch – sonst hättest du diesen langen Artikel sicher nicht bis hierher gelesen 🙂
Mein Favorit aus der oben genannten Liste ist ganz klar Wallenstein. Das mag sich nochmal ändern, weil ich noch nicht alle davon selbst gespielt habe. Ist aber unwahrscheinlich. Wallenstein ist für mich die gelungene moderne Variante von Risiko und für mich bereits selbst ein Klassiker.
Generell haben alle oben genannten Games sehr gute bis herausragende Bewertungen auf den einschlägigen Fachseiten. Du kannst also mit keinem davon etwas falsch machen, wenn du nach einem Brettspiel wie Risiko suchst. Schau einfach, was davon dich spontan anspricht und leg los. Viel Spaß dabei!
Zockst du nach wie vor gelegentlich Risiko? Welche der genannten strategischen Brettspiele hast du selbst schon gespielt? Welche davon kannst du empfehlen? Und fällt dir ein Titel ein, der unbedingt noch mit in die Liste gehört hätte, von mir aber schmächlich übersehen wurde? Welches Brettspiel im Risiko-Stil ist dein All-Time-Favorit? Schreib es mir in die Kommentare, ich freue mich über Feedback!
Foto-Credit Titelbild: Tom Page auf Flickr unter Creative Commons Lizenz.
Thomas
Hi,
für mich ist eine echte risiko alternative das brettspiel ‚axis and allies‘. Ich habe die englische version. Bin mir auch nicht sicher ob es das spiel auf deutsch gibt, wegen des geschichtlichen hintergrundes. Abgesehen davon und das es niemand mit mir spielt, ist es das risiko nur besser für mich.
Ich glaube wallenstein und kemet werde ich mir bei gelegenheit mal näher ansehen. Danke dafür.
Mfg thomas
Frank Schönewerk
Hi,
vielen Dank für den Tipp mit Axis and Allies. Den Namen habe ich schon oft gehört, gespielt habe ich es aber noch nie. Muss ich wohl bei Gelegenheit mal nachholen.
Wallenstein kann ich wie gesagt bedenkenlos empfehlen.
Kemet habe ich inzwischen auch endlich mal gespielt. Hat einen interessanten Ansatz – man wird quasi dazu gezwungen, ständig in die Konflikte zu gehen, dafür überleben die Einheiten aber häufig und können abgezogen werden oder respawnen wieder und es ist eigentlich unmöglich, alles zu verlieren und auszuscheiden. Man hat also offenbar einen Weg gesucht, die Schlachten in den Mittelpunkt zu rücken und dabei trotzdem auf Player Elimination zu verzichten. War auf jeden Fall interessant, aber hat nicht so exakt den Risiko-Nerv gekratzt, wie ich gedacht hätte. Werde noch ein, zwei Partien brauchen, bis ich es abschließend beurteilen kann.
Ich freue mich sehr, wenn du hier ein bisschen Inspiration mitnehmen konntest – viel Spaß beim Spielen 🙂
Viele Grüße,
Frank
Jonas
Guter Artikel, mit tollen spielen. Für mich bleibt allerdings Risiko unangefochtene Nummer 1. Bin mit dem Spiel groß geworden und da kommt nichts dran 🙂 Gruß
Frank Schönewerk
Hi Jonas, vielen Dank für deinen Kommentar, ich freue mich sehr dass dir der Blogpost gefällt 🙂 Ich will mit dem Artikel nur Alternativen aufzeigen – wenn dir Risiko nach wie vor Freude bereitet ist das großartig! Ich denke, die Spiele, die man als Kind gerne mochte, stehen sowieso außer Konkurrenz – bei mir waren das unter anderem Die Siedler von Catan und Tipp-Kick, die bei mir für immer einen Ehrenplatz haben werden. Viel Spaß beim Zocken und liebe Grüße
Ralf
Hi, schöne Liste aber der absolute „Risiko Killer“ fehlt. VIKTORY II. Ein Strategiespiel, welches mit einem Aufbaupart ala Catan beginnt. Die Spieler erkunden das modulare ( und jedesmal andere ) Spielfeld. Irgendwann wird es eng und die einzige Expansionsmöglichkeit ist zum Mitspieler. Hier tritt dann ein Risikoähnliches ( aber klügeres ) Kampfsystem in Kraft. Nicht die Menge der Einheiten zählt, die Diversität. Sehr clever gemacht. Regeln straight und klar.
In 5 Minuten erklärt.
Mein Favorit in 2022.
Ralf
Noch nachgereicht. Die Spieldauer liegt je nach gewählter Siegbedingung zwischen 45 Minuten ( zu Zweit ) bis zu 90 Minuten zu Viert, bei Anwendung der Doomsdayregel die nach der sechsten im Kampf gewürfelten „1“ das Spielende definiert.